Hallo Zusammen
Viele kennen die De 6/6 der SBB – das Seetal Krokodil. https://de.wikipedia.org/wiki/SBB_De_6/6
Ein bekannter Deutscher Modellbahnhersteller hat dieses Fahrzeug sehr schön als Modell umgesetzt. Was dessen Innere Werte angeht, sind jedoch Zweifel angebracht. Es scheint so, also ob einige Teile auf den Materialverbrauch hin optimiert worden sind. Hintergrund ist, dass ein Freund mit einer Defekten Lok zu mir kam und um Hilfe bat.
Zwei Teile habe ich als Defekt identifiziert.
Der Getriebedeckel
Der an einer der Rastnasenlaschen ausgerissen ist.
Die Bodenplatte
Diese ist Krum und vollkommen Verzogen und ausserdem ein Beispiel für schlechtes Design.
Ein Haufen Taschen tragen zwar zur Materialersparnis bei, verlängern aber auch die Bearbeitungszeiten, zwingen zu Werkzeugwechseln und bedeuten am Ende ein Versagen des Bauteils durch die Kombination von Materialeigenschaften, Materialstärken und Belastungen. Intelligent Konstruieren geht heute anders.
Das linke Schraubloch ist ausgerissen. Der Konststoff altert und der Weichmacher migriert aus dem Teil. Die Schraube quetscht das Material, das dann irgendwann einfach zerbröselt.
Der Formenbau muss recht teuer gewesen sein…
Naja. Im Einkauf ein paar Cent für Granulat gespart und zig Modelle defekt bei enttäuschten Besitzern.
Ein kurzer Blick in die Ersatzteil Liste des Herstellers offenbarte, dass keine Teile mehr zu bekommen waren.
Was tun? Es gibt drei Möglichkeiten.
- Reparatur der Bodenplatte mit Messingblech
- 3D Druck für beide Bauteile wobei die Bremsklötze wohl Probleme machen werden
- Ätzen des Getriebedeckels als Abwicklung aus Neusilber oder Bronzeblech
3D CAD und 3D Druck
Beruflich stehen mir quasi alle modernen 3D Systeme zur Verfügung und ich kann so machen, was ich will – im Sinne von Konstruktionen auf meinem Laptop in meiner Freitzeit. 😉
In den letzten Tagen habe ich also die beiden Teile mit der Schieblehre ausgemessen und in 3D nachgezeichnet. Damit haben wir nun einen Digitalen Zwilling der Teile, in den dann auch gleich ein paar Korrekturen für den 3D Druck mit eingeflossen sind (Materialstärke, Ausrundungen, Weglassen von Taschen).
Dabei ist folgendes Herausgekommen:
Die Bodenplatte hat nun keine Ausparungen mehr und ich sehe grade, dass die Brems-Klötze beim Spiegeln nicht sauber rübergekommen sind. Der ganz Linke ist korrekt, aber die Anderen sind unvollständig. Da muss ich noch mal dran… .
Das Getriebegehäuse hat an einigen Stellen Ausrundungen und 2/10 mm mehr Wandstärke sowie dickere Stege bei den Rastnasenlaschen bekommen.
Mal sehen, was Shapeways und co zur Druckbarkeit meinen.
Nachtrag 06.01.2017 – 17:00:
Die Getriebeabdeckung ist bei Shapeways bestellt. Ich habe mich für Black-Hi-Def-Acrylat entschieden. Wir werden sehen…
Nachtrag 16.01.2017:
Die Getriebeabdeckung ist in der letzten Woche bei mir angekommen und ich finde, es sieht gar nicht so schlecht aus.
Das obere der beiden Teile ist das gedruckte Ersatzteil. Das untere Teil ist der defekte orignal Teil. Man sieht deutlich die Spuren die der Druckkopf hinterlassen hat.
Die “Pickel” auf der Oberseite sind offensichtlich von der schräg stehenden Unterlage im Druck.
Die Bearbeitungsspuren sind zwar deutlich sichtbar, aber ich habe eigentlich schlimmeres erwartet. OK – Für ein Lok-Gehäuse nicht ganz brauchbar, aber für Getriebeteile…
Noch mal ein “Close-Up”. Das Teil ist ein der Elastizität sehr ähnlich zum Original. Da bin ich im Moment am überlegen, ob das so Sinn macht, oder ob ich das Teil versteifen müsste. Die Rundungen und die Schräge sind auf alle Fälle recht schön geworden.
Soweit mal von mir.
LG,
Axel